Der Parcours der Kunst

(aus: Hannoversche Allgemeine Zeitung von Johanna Di Blasi, 05.09.2008)

In der Gruppe startet auch die idyllisch im Malerviertel gelegene Galerie Holbein4 in die neue Saison. Sie gibt einen Querschnitt ihrer Künstler, die anlässlich des Zinnober-Kunstlaufes...

 
Hannovers Galerien nehmen den traditionell von der Stadt veranstalteten Zinnober-Kunstvolkslauf als willkommenen Anlass, gemeinsam in die neue Saison zu starten. Am Wochenende ist es wieder so weit: Vier Routen hat das Kulturamt, der Stadt zusammengestellt. 41 Kunstorte können die Kunstläufer ansteuern - mehr denn je. Zahlreiche Atelierhäuser finden sich im Zinnober-Programm, daneben die Kunstvereine und andere Ausstellungsorte. Relativ überschaubar dagegen ist Hannovers Galerienszene.
Zu den interessantesten Kunstorten zählt die Galerie k9 aktuelle Kunst im industrieromantischen Lindener Umfeld. Sie präsentiert als poetischen Sommerausklang  einen  Geistesverwandten Claude Monets: Adam Jankowski, seit vielen Jahren Professor für Malerei an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach, teilt mit dem französischen Impressionisten die Liebe zu Seerosenteichen, schattigen Weihern und versteckten Tümpeln. Gewässer, die abseits großer Spaziergängerrouten liegen, ziehen ihn an. Im Atelier setzt er seine Beobachtungen mit Airbrushtechnik in Bilder von großer Ruhe und Heiterkeit um. Mal dominiert die helle Farbenpracht der lila- und rosefarbenen Seerosen, mal das Brackige der Tümpel im Wald. Man meint, das Sonnenlicht auf den Oberflächen tanzen zu sehen, die von den Weihern und Tümpeln aufsteigende Kühle zu spüren.
Die Galerie Koch stellt in den sechziger und siebziger Jahren geborene Bildhauer vor. Das Familienunternehmen Koch, in dem zwei Generationen von Galeristen aktiv sind, hat klassische Moderne und zeitgenössische Kunst im Programm und ist als einzige der hannoverschen Galerien regelmäßig bei der Art Cologne in Köln vertreten. Bei den Messen und bei Atelierbesuchen sehen sich die Kochs nach Talenten um. Junge Künstler, die sich ernsthaft mit Bildhauerei beschäftigen, seien ungeheuer schwer zu finden, sagt Petra Koch.
Einige interessante Ansätze finden sich nun in der Gruppenschau "Bildhauerei heute - Perspektiven VI" gebündelt. Das Spektrum reicht von konstruktivistischen, mit Balance spielenden Stahlskelettskulpturen (Hartmut Sy) über Objektanklänge an buddhistische Glockenformen (Benedikt Birkenbach) und zarte Materialfaltungen (Jakob Roepke) bis zu poppigen Kunstblumen (Vanessa Niederstrasser). Die Hannoveranerin Simona Pries ist mit sensiblen Materialschichtungen aus Beton und gefärbtem Glas vertreten, die "landschaft" oder "schichtengeteiltes licht" heißen.
In der Gruppe startet auch die idyllisch im Malerviertel gelegene Galerie Holbein4 in die neue Saison. Sie gibt einen Querschnitt ihrer Künstler, die anlässlich des Zinnober-Kunstlaufes erschwingliche Grafiken von zum Teil ausgesuchter Schönheit zeigen. Reinhard Stangis farbbrillante Amazonas-Bilder etwa, die den Urwald unnahbar und doch bergend zeigen. Oder die verführerischen Gemeinschaftswerke von McLovla und Robert Weber. Die beiden verlegen die biblische Szene der "Susanna im Bade" in ein Hightech-Bad. Wir erblicken die Badende durch einen Spiegel hinter Badedampf. Die grobkörnige Struktur des Siebdrucks vermittelt zugleich den Eindruck, es handle sich bei der voyeuristischen Szene um einen extrem vergrößerten Paparazzo-Schnappschuss. Es sind auch Blätter von in Hannover nie gezeigten syrischen Künstlern (Bahram Hajou, Nizar Sabour) und der jungen Koreanerin So-Jin Kim ausgestellt. Die ehemalige Meisterschülerin von John Armleder an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig wird im Anschluss an die Grafikschau mit einer Einzelausstellung bei Holbein4 vertreten sein.
Galerie k9 aktuelle Kunst, Schlorumpfsweg 1, "Tümpel, Teiche, Weihe" von Adam Jankowski, 7. September bis 18. Oktober. Eröffnung ist am Sonnabend, 6. September, um 11.30 Uhr. Am Sonntag, um 11 Uhr, gibt es Kaffee und Häppchen. Der Künstler ist anwesend. Galerie Koch, Königstraße 50, Gruppenschau, 6. September bis 4. Oktober. Am Sonntag, 7. September, 12 Uhr, ist Eröffnung mit Jürgen Fitschen, Direktor des Gerhard-Marcks-Hauses Bremen, und Sektempfang. Galerie Holbein4, Holbeinstraße 4, Gruppenschau. Am Sonnabend, 6. September, um 17 Uhr ist Eröffnung mit Künstlerperformance. Katalog 10 Euro.

DA LÄUFT WAS

Am Wochenende laden Hannovers Galerien und Atelierhäuser wieder zum traditionellen Zinnober-Kunstvolkslauf ein. 41 Atelierhäuser und Galerien machen mit -mehr denn je. Eröffnung ist am Sonnabend um 11 Uhr im Kubus. Eine Kunst- und Klangausstellung von Ulrich Eller und Peter Tuma erwartet dort die Kunstinteressierten. Erstmals bei Zinnober dabei sind die Ateliergemeinschaft Ungerstraße 12, die Produzentengalerie j3fm von Franz Betz, die Galerie Holbein4 und die Produzentengalerie  Rammimair.  Alle Häuser, mit Ausnahme der Kestnergesellschaft, bieten am Zinnoberwochenende durchgehend freien Eintritt. Öffnungszeiten: Sonnabend, 6. September, von 12 bis 19 Uhr, Sonntag, 7. September, von 11 bis 19 Uhr. Das Abschlussfest ist am Sonntag um 20 Uhr im Künstlerhaus. Programmbroschüren gibt es unter anderem im Rathaus, in der Volkshochschule und in Freizeitheimen. Organisiert wird Zinnober vom Kulturbüro der Stadt Hannover, jdb.